Vereinschronik 1921 - 2017

 

Die Geschichte des Turn- und Sportvereins Großeibstadt soll hier vom Jahr der Gründung, 1921, bis zum heutigen Tag beschrieben werden.

 

Die Gründung des TV Großeibstadt, wie er damals hieß, fand am 20.01.1921 auf Initiative des Hauptlehrers Oskar Finzel aus dem Geselligkeitsverein „Frohsinn“ heraus statt. 26 Gründungsmitgliedern fanden sich damals im Gasthaus zum Hirschen ein. Der 1921 gegründete Verein erlitt nach einer kurzen Glanzzeit mit einer sehr guten Fußballmannschaft bereits nach ca. 2 Jahren einen jähen Bruch, lebte nur in den ersten 2 - 3 Jahren der dreißiger Jahre mit einigen kleineren sportlichen Veranstaltungen auf und war dann durch den Nationalsozialismus infolge politischer Gleichschaltung zum Untergang verurteilt.

 

Ein Jahr nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches regte sich in der Jugend des Dorfes allgemein der immer stärker werdende Drang, sich wieder sportlich zu betätigen. Die Anwesenheit vieler evakuierter junger Leute aus den Städten des Rheinlandes und der russischen Zone und deren Liebe zum Sport gab auch der Großeibstädter Dorfjugend den nötigen Impuls zu Spiel und Sport. So fand sich ein anfangs recht kleines Häuflein in den Monaten April und Mai des Jahres 1946 zum Fußballspielen zusammen und schon reichte es für eine spielstarke Mannschaft aus. Als allernotwendigstes Handwerkszeug waren in kurzer Zeit drei Bälle organisiert. Ohne das bereits die Vereins-Wiedergründung erfolgt war, wurden die ersten Freundschaftsspiele, meistens auf dem Sportplatz in Saal, ausgetragen. Kurze Trainingsabende fanden auf dem Gänserasen statt, da noch kein Sportplatz zur Verfügung stand.

 

Im Juni des Jahres 1946 fanden sich dann die Träger des alten, sportlichen Gedankengutes und die interessierten jungen Sportler wieder in der Absicht zusammen, den Sportverein wiederzugründen. Bei der Wiedergründungsversammlung am 22.06.1946 waren in der Gastwirtschaft Grüb 43 Männer versammelt, um den Verein wieder aufleben zu lassen. Aus dieser Versammlung ging Ludwig Neugebauer als 1. Vorstand des Vereins hervor. Er war es auch, der schon vor dieser Wiedergründung dem Gemeinderat den Vorschlag gemacht hatte, dem zukünftigen Sportverein doch einen Sportplatz zur Verfügung zu stellen. Dies wurde auch befürwortet und so wurden schon einen Tag nach der Versammlung der Wiedergründer die Tore auf dem Platz aufgestellt. Am Sonntag, den 07.07.1946 fand dann die Einweihung des Fußballplatzes „in der Au“ statt. In einem Fußballspiel schlug der TV Großeibstadt den 1. FC Kleineibstadt mit 9:3. Anschließend spielte die Tanzkapelle von Kleineibstadt im überfüllten Tanzsaal Grüb zum Tanz auf und das erste Geld floss in die Vereinskasse.

 

Im Jahr 1947 ging es mit dem Verein etwas abwärts, was von Schriftführer Clemens Neugebauer im Protokollbuch mit der Naturkatastrophe 1947 mit seiner Dürre und Futterknappheit und auch der Interesselosigkeit der Mehrzahl der Mitglieder begründet wird. Die Gemeinde sah sich genötigt, den Pachtvertrag für den Sportplatz „In der Au“ wegen der Futterknappheit zu kündigen, so dass die wenigen Spiele der Fußballer in Saal, Herbstadt und Königshofen ausgetragen werden mussten. Ähnlich war es auch zu Beginn des Jahres 1948.

 

Als eine Art Wiedergeburtsstunde bezeichnet Schriftführer Rudolf Neugebauer in seinem Jahresbericht ein Fußballspiel am 27.03.1948 in Aubstadt.

Durch ein Tor des jüngsten Spielers, Kurt Krug, wurde das Spiel mit 1:0 gewonnen und plötzlich regte sich wieder etwas im Verein. Fieberhaft wurde am neuen Sportplatz gebaut, wobei die Namen Rudi Weiss und Ernst Heinich im Protokollbuch lobend hervorgehoben werden. In der heutigen Zeit sehr schwer vorstellbar, waren zu dieser Zeit noch sehr viele Großeibstädter Bürger noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft, mehrheitlich in Russland, zurückgekehrt. Trotzdem oder vielleicht auch deshalb (um die schlimmen Erlebnisse des Krieges zu vergessen, wurde endlich am 03.04.1949 das erste Spiel auf dem neuen Platz ausgetragen. Weit über 100 Zuschauer wohnten diesem Ereignis bei. Gegner war die Mannschaft aus Wülfershausen. Am 11.09.1949 wurde dieser neue Platz dann eingeweiht.

Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Vereins war am 09.09.1951 das Fest zum 30-jährigen Vereinsjubiläum. Der Verein zählte damals 124 Mitglieder, davon 50 aktive Sportler. In den folgenden Jahren nahm der Sportverein mit wechselndem Erfolg an den Verbandsspielrunden, Pokalturnieren und Freundschaftsspielen teil. Es wurden auch Gaudispiele durchgeführt, Tanzveranstaltungen abgehalten, ab und zu Theater gespielt und es gab Höhen und Tiefen im Vereinsleben des TV Großeibstadt. 1957 lag der Verein ziemlich am Boden, was am Jahresbericht von Schriftführer Bruno Schreiber ersichtlich ist, der damals nur knapp 6 Zeilen umfasste:

 

„Im Jahre 1957 ruhte der Spielbetrieb des T.V. Großeibstadt wegen Spielermangel, im Jahre 1957 wurde außer einigen Tanzveranstaltungen nichts abgehalten.

 

Die Generalversammlung verlief ergebnislos und der Sportverein stand von diesem Zeitpunkt ab ohne Vorstandschaft da.

 

Der Spielbetrieb lief dann doch wieder an und nachdem 1958 die Herbstmeisterschaft errungen wurde und das Jahr 1959 sportlich, als auch gesellschaftlich gesehen für den Verein sehr erfolgreich verlief, wurde am 16.01.1960 mit Rudolf Neugebauer wieder ein neuer 1. Vorstand gewählt. 2. Vorstand wurde Josef Rost, Schriftführer Oswin Hergenhan und Kassier Anton Schneier.

 

Im Frühjahr 1960 dann der bis dahin größte Erfolg für die 1. Mannschaft des Vereins: Meisterschaft in der C-Klasse und damit Aufstieg in die B-Klasse Hofheim!

 

Größtes Ereignis des Jahres 1961 war zweifellos das 40-jährige Gründungsfest am 04.06.1961, das mit fast allen Landkreisvereinen gebührend gefeiert wurde. Im Frühjahr 1963 musste die Mannschaft leider durch Uneinigkeiten und Spielermangel wieder aus der B-Klasse absteigen. Niemand konnte damals wissen, dass es bis 1986 dauern sollte, ehe wieder die Rückkehr in die B-Klasse gefeiert werden konnte.

 

Die folgenden Jahre bis zum 50-jährigen Gründungsfest verliefen für den Verein ohne Höhen, aber mit manchen Tiefen. Von 10.-12.07.1971 wurde dann das Fest anlässlich des 50-jährigen Gründungsjubiläums veranstaltet. Leonhard Straub hatte den Verein im Jahr 1970 übernommen und es begann eine Blütezeit für den TSV. Zum Fest wurde ein Bierzelt für 2.500 Personen aufgestellt. Das Gelände, wo heute Betrieb und Wohnhaus von Josef Gessner stehen, wurde in mühevoller Arbeit geschottert, so dass sich der Festplatz in einem hervorragenden Zustand befanden. Der Wettergott meinte es gut mit dem Verein und das Fest wurde ein großer Erfolg.

 

1972 wurde dann mit dem Sportplatzbau begonnen und die Gemeinde stellte während der Bauzeit die Bullenwiese als Ausweichplatz zur Verfügung. Die sportlichen Ergebnisse waren 1972 weniger zufriedenstellend, dafür aber die gesellschaftlichen Aktivitäten, wie zum Beispiel der Ausflug nach Kaprun. Bis 1988 wurden insgesamt 15 solcher Ausflüge durchgeführt, die jeweils zu den Höhepunkten im Vereinsjahr zählten und immer ausgebucht waren.

 

1975 war ein sportlicher Aufschwung in fast allen Fußballmannschaften des Vereins festzustellen, ohne dass bereits damals der große Wurf, nämlich der erneute Aufstieg in die B-Klasse, gelingen wollte.

Der gesellschaftliche Höhepunkt des Jahres 1975 war zweifellos die Sportplatzeinweihung von 19. - 21. Juli.

Ca. 3 Jahre waren von der Planung 1972 bis zu diesem Zeitpunkt vergangen.

Am 28.03.1977 wurde der Verein als TSV Großeibstadt e.V. in das Vereinsregister am Amtsgericht Bad Neustadt eingetragen. Vorher musste noch eine Satzung ausgearbeitet werden, die am 26.02.1977 in der Generalversammlung einstimmig angenommen wurde.

Die nächsten zwei Jahre der Vereinsgeschichte standen dann ganz im Zeichen des Sportheimbaues. Leonhard Straub war nach wie vor die treibende Kraft im Verein und setzte sich mit allen Kräften für seinen TSV ein.

Am 08.07.1978 hatte er eine Versammlung einberufen und darüber berichtet, dass die Finanzierung der Maßnahme nun gesichert sei und man praktisch sofort mit dem Bauen beginnen könne. Ein Bauausschuss wurde gegründet und noch im Juli 1978 wurde mit dem Bau des Sportheims begonnen. Der Fußballspielbetrieb wurde durch die Bautätigkeit nicht beeinträchtigt und die Mannschaften spielten mit wechselndem Erfolg in ihren jeweiligen Spielgruppen. Zwischenzeitlich wurde auch eine Flutlichtanlage erstellt und mit dem Sportheimbau ging es schnell vorwärts.

 

Große Freude herrschte am 11.10.1979 im Verein, als 1. Bürgermeister Karl Lurz einen Scheck in Höhe von DM 10.000,- an Leonhard Straub übergeben konnte, die dem TSV vom 1977 verstorbenen Gründungsmitglied Heinrich Hippold vermacht wurden.

 

Am 29.06.1980 war es dann soweit und das neue Sportheim konnte seiner Bestimmung übergeben und durch Pfarrer Franz Eckert eingeweiht werden. Bei den Fußballspielen anlässlich der Einweihungsfeierlichkeiten um den erstmals ausgespielten Hippold-Gedächtnispokal wurde der neu gebaute Sportplatz bedingt durch Dauerregen stark in Mitleidenschaft gezogen.

 

Ende der Saison 1985/86 ging dann ein langgehegter Wunsch der Fußballer und aller Mitglieder in Erfüllung. Die 1. Mannschaft errang unter Betreuung von Trainer Dr. Georg Rudbach die Meisterschaft in der C-Klasse und so stieg die Mannschaft in die B-Klasse Hofheim auf.

Die ganze Gemeinde freute sich mit, die Fußballer wurden, vom letzten Spiel in Eyershausen kommend, von der Musikkapelle in das Dorf gespielt und am Sportplatz fand noch am gleichen Abend eine spontan organisierte Feier statt. Fünf Jahre lang wurde den Zuschauern guter B-Klassen-Fußball geboten, ehe die Mannschaft 1991 nach einem Entscheidungsspiel gegen die SpVgg Sulzdorf wieder zurück in die C-Klasse musste.

 

Die 90er Jahre standen ganz im Zeichen des demografischen Wandels in der Gesellschaft.

Die geburtenschwachen Jahrgänge zwangen sehr viele Vereine zu Spielgemeinschaften im Juniorenbereich. So auch den TSV, der sich mit den Nachbardörfern Kleineibstadt, Kleinbardorf, Leinach zusammentat, um überhaupt eine Juniorenmannschaft stellen zu können. Die Folgen dieses Wandels erhielt auch immer mehr Einzug im Seniorenbereich.

Immer wieder mussten „ältere“ Sportkameraden reaktiviert werden, um überhaupt eine Aufstellung realisieren zu können.

Verbunden damit natürlich sehr durchwachsene sportliche Ergebnisse.

 

Im August 1996 konnte der TSV trotz aller Widrigkeiten feierlich seinen 75. Geburtstag begehen. Eingerahmt im damals traditionellen VG-Turnier der Verwaltungsgemeinschaft, gab es neben sportliche auch musikalische Programmpunkte. Eine Anedokte am Rande dieser Veranstaltung: Unser Ehrenschriftführer Alfred Breunig nutzte das Festzelt gleich für seinen eigenen Polterabend.

 

Im März 1999 gab Hans Seichter sein Amt als 1. Vorstand an Harald Then ab. Hans Seichter schrieb maßgeblich an der Geschichte des TSV mit, denn er brachte es auf nie mehr erreichte 26 Jahre als 1. und 2. Vorstand im Verein. Den gleichen Zeitraum diente er dem Verein als Schiedsrichter und Trainer im Juniorenbereich. Eine Leistung, die man nicht hoch genug einschätzen kann, die auch bis heute nie mehr erreicht wurde.

 

Im Jahre 2001 sah der TSV schlussendlich keine Möglichkeit mehr auf Dauer eine eigene Mannschaft in den Spielbetrieb stellen zu können.

Die ersten Sondierungsgespräche mit dem Gemeindeteil Kleineibstadt begannen.

 

Parallel dazu liefen die längst überfälligen Planungen eines neuen Sportplatzes, der vom

16.07-18.07.2004 mit einer großen Einweihungsfeier und festlichem Rahmen seiner Bestimmung übergeben werden konnte.

Besonders hervorzuheben dabei der damalige 1. Vorstand Harald Then, der dieses Vorhaben mit extremen Engagement vorantrieb.

 

Am 11.02.2005 war es dann soweit. Der unausweichliche Schritt in Richtung Spielgemeinschaft wurde getätigt und der 1. FC Eibstadt 05 wurde gegründet. Als „Tochter“ der beiden „Muttervereine“ TSV Großeibstadt und DJK Kleineibstadt, wurde der neu gegründete Verein zunächst mit Vorstandschaftsmitglieder der beiden Muttervereine besetzt.

 

Im Rückblick war dies genau die richtige Entscheidung, die Erfolgsgeschichte des FC zeigt dies eindrucksvoll. Heute, im Jahr 2017, hat die Fußballmannschaft bereits in der Kreisliga Fuß gefasst, also 2 Klassen höher, als es die einzelnen Vereine alleine geschafft haben.

 

Als „Vater“ dieses Erfolges kann man zweifelsohne Thomas Heim nennen, der als 1. Vorstand des 1.FC Eibstadt 05 den neu gegründeten Verein maßgeblich formte, bevor er im Jahre 2009 auch die Führung im TSV Großeibstadt übernahm.

 

Der TSV Großeibstadt verschrieb sich von da an dem Breitensport. Lauftreffs, Nordic Walking, Ski-Gymnastik, Radfahren sind nur einige der sportlichen Aktivitäten.

 

Am 08.07.2011 feierte der TSV sein 90jähriges Bestehen in einem festlichen Rahmen im Gemeindehaus. Alfred Breunig führte unterhaltsam durch das reichhaltige Programm, gespickt mit Anekdoten aus der Vereinschronik.

Ganz im Zeichen „Fußball“ stand der anschließende Samstag, bei dem sich alle Jugend- und Seniorenmannschaften, sowie auch die Damenmannschaft in Einlagespielen mit Mannschaften aus der näheren Umgebung maßen.

Beschlossen wurde das Festwochenende mit einem festlichen Gottesdienst am Sportplatz und dem anschließenden Gemeindesportfest.

 

Besonders im Bereich der sozialen Aktivitäten ist der Verein aus dem Dorfleben nicht wegzudenken.

 

Als Veranstalter des Faschings, des Gemeindesportfestes, des Fischfestes, der Kirmes trägt er maßgeblich dazu bei, die Gemeinde „lebendiger“ zu gestalten.

 

Aktuell bekleiden 17 Männer und Frauen eine Vorstandstätigkeit im TSV. Neben den Erfahrenen (20 Jahre Vorstandschaft), nehmen nun auch die „Jungen“ an den verantwortungsvollen Tätigkeiten teil.

 

Dies wird auch die allgemeine Herausforderung aller Vereine sein, die spärlich gesäte Jugend für die Traditionen der Gemeinden zu sensibilisieren.

 

Wir wollen deshalb hoffen, dass unser Sportverein auch in den nächsten Jahren die Geschichte der Gemeinde Großeibstadt mit zeichnen darf und sein 100-jähriges Bestehen im Jahre 2021 gebührend feiern kann.

 

 

 

Großeibstadt, im Dezember 2017

 

Frank Reß, Schriftführer